
„Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt!
Ist es besser, viel besser, als man glaubt…!“ Ist das so…?
Herbert Grönemeyers Homage an seine Heimatstadt Bochum und an den Ruhrpott kam sicher aus tiefstem Herzen, aber aus meiner Sicht sieht die Realität doch etwas weniger poetisch aus. Die Rede ist von Jülich in Nordrhein-Westfalen, noch hinter Köln, am westlichen Ende des Ruhrgebiets und schon fast an der Grenze zu Holland.
Die Menschen dieser Region, die Natur, sind vom Schicksal nicht gerade verwöhnt. So ergeben sich für mich fast automatisch gewisse Parallelen zu meiner Heimat, denn das Umland von Leipzig ist durch den jahrzehntelangen Braunkohleabbau und die Industrieverschmutzung ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Damit hat der geneigte Besucher von Leipzig auf den ersten Blick wohl eher einen gedämpften Eindruck, als das ihm der geflügelte Satz von J.W. Gothe in den Sinn käme: „Mein Leipzig lob ich mir“
Stimmt – viel wurde inzwischen getan und ganz eifrige Optimisten sprechen sogar von DER Leipziger Seenlandschaft oder der Adria des Ostens. Und in der Tat, einige ehemalige Tagbaugebiete sind bereits geflutet und die Rekultivierung hat längst begonnen. Ja – selbst nach dem Immobilienskandal um Jürgen Schneider in den Neunziger Jahren, welcher insbesondere die Leipziger Innenstadt betraf, kann man fast täglich Fortschritte erkennen. Jedoch es wird noch viel Zeit vergehen, bis die Wunden verheilt sind, bevor wieder alles und nicht nur im umweltpolitischen Sinne, zusammenwächst – was zusammen gehört.
Mit einem sicherlich ähnlichem und ungewissen Blick schaute die Bevölkerung von Jülich am 16. November 1944 in die Zukunft als alliierte Bomberverbände die Stadt zu 97 Prozent in Schutt und Asche legten. Das weitere Schicksal von Jülich war somit jahrelang ungewiß. Zwischen 1949 bis 1956 erfolgte dann doch der Wiederaufbau des Stadtkerns, bei dem es tatsächlich gelang, z.B. den überlieferten Renaissance-Grundriss zu erhalten.
Erhalten blieben auch Reste der Stadtbefestigungsanlage, welche aus dem 14. Jahrhundert stammen und von denen wiederum der Hexenturm und ein paar Mauerrest in der Stiftsherrenstraße erwähnens-und noch heute ansehenswert sind. Direkt neben dem Hexenturm entstand in der Neuzeit ein Hotel, welches natürlich nicht von ungefähr den Namen des mittelalterlichen Turms trägt, das Hotel Am Hexenturm.
Hotel Am Hexenturm – Die Hotelkritik
Das Hotel Am Hexenturm in Jülich ist ein typisches 3-Sterne Durchgangshotel. Es wird gern von internationalen Geschäfts-und Forschungsreisenden genutzt, die in der nah gelegenen Kernforschungsanlage Jülich arbeiten. Positiv fiel mir auf, dass es ein freies und kostenloses WLAN-Netz gab. Das nenne ich Service und wird damit ohne wenn und aber dem technischen und angenehmen Fortschritt der Zeit gerecht. Die Zimmer sind geräumig, modern und sauber gehalten. Straßenseitig sind diese allerdings wirklich laut!!! Da half auch kein geschlossenes Fenster – wenn der Kreuzungslärm nicht einmal in der Nacht verstummte. Das Frühstücksbuffet hingegen, hatte nicht nur zwei Sorten Wurst und eine Scheibe Käse zu bieten. Ein wenig Ost und Rührei mit Würstchen oder Speck gehörten genauso dazu, wie das obligatorische Müsli. Der Preis für das Einzelzimmer betrug 57 € (Stand November 2008) und ist im Preisleistungssinne grechtfertigt.
Das angeschlossene Restaurant mit traditionellen, jugoslawischen Speisenangeboten, kann ich nicht uneingeschränkt empfehlen. Zum einen ist es relativ teuer und von der bekanntermaßen schmackhaften Balkan-Küche war ich eher entäuscht.
Gourmet-Tipp: Nur drei Häuser weiter, in der angrenzenden Fußgängerzone, gibt es eine Konditorei und Cafe, welches mit überaus leckeren Torten und einer sehr beflissentlichen Bedienung aufwartet. Dort sollte man unbedingt nicht nur vorbei- sondern auch reinschauen .-))
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Fotos: © Klawonn, Jens
Anschrift: Hotel Am Hexenturm
Große Rurstrasse 94
52428 Jülich
Tel.: (02461) 97060
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